Graz, Bezirk Innere Stadt. – Nach mehr als 14 Jahren klärten Raubermittler des Landeskriminalamtes (LKA) Steiermark einen brutalen Raub auf die Inhaberin eines Juweliergeschäfts. Ermittlungen führten zum „Kopf“ einer international agierenden Tätergruppe.
Es war der 24. Jänner 2009 gegen 10.00 Uhr, als drei bislang unbekannte Täter mit Winterjacken und über den Kopf gezogene Kapuzen das Juweliergeschäft am Jakominiplatz betraten. Dabei stürmte einer der Täter sofort hinter das Verkaufspult und bedrohte die damals 63-jährige Inhaberin mit einem messerähnlichen Gegenstand am Hals. Die Frau war an jenem Samstagvormittag alleine im Geschäft gewesen. Sie erkannte den Ernst der Lage sofort und leistete heftigen Widerstand. Durch massive Gewaltanwendung drängten die Täter die 63-Jährige jedoch in einen Nebenraum. Dort kniete sich einer der Täter auf die Grazerin. In der Folge fesselten sie die Frau mit Klebebändern an Händen und Füßen. Die starke Gegenwehr der 63-Jährigen beendeten die Täter schlussendlich durch mehrere Faustschläge ins Gesicht. Einer der Täter brach währenddessen die Glasvitrine im Schauraum auf, um die darin befindlichen Schmuckstücke zu stehlen.
Gefesselt zurückgelassen
Mit Colliers, Halsketen, Ohrringen, Anhängern und Armbändern im Wert eines fünfstelligen Eurobetrags flüchteten die Täter in der Folge zu Fuß in unbekannte Richtung. Das verletzte und gefesselte Opfer ließen die Männer allein im Geschäft zurück. Die 63-Jährige erlitt Prellungen und Hämatome am gesamten Körper sowie Blutungen im Auge, nachdem ihr sogar die Brille vom Gesicht geschlagen worden war. Am Boden kriechend gelangte die Frau damals zu ihrer Handtasche, um die Polizei mit ihrem Mobiltelefon zu alarmieren. Eine Polizistin konnte die 63-Jährige letztlich befreien. Umfassende Ermittlungen des Landeskriminalamts blieben damals jedoch ohne Fahndungserfolg. Auch eine lediglich vage vorhandene Täterbeschreibung des stark sehbeeinträchtigten Opfers erschwerte die Ermittlungen.
Fall neu aufgerollt
Raubermittler des steirischen LKA nahmen die Ermittlungen vor wenigen Monaten nun neuerlich auf, um den Fall zu klären. Dabei wurden auch vorhandene Spurenträger neuerlich über Anordnung der Staatsanwaltschaft Graz molekulargenetisch untersucht. Kriminalisten erhielten dabei einen DNA-Treffer auf einen mehrfach vorbestraften Rumänen. Internationale Ermittlungen haben gezeigt, dass der zum Tatzeitpunkt 58-Jährige als „Kopf“ einer länderübergreifend agierenden Tätergruppe handelte. Gemeinsam mit weiteren Tatverdächtigen verübte er auf ähnlich brutale Weise bewaffnete Raubüberfälle auf Juweliere in Aoste/Frankreich (12. Jänner 2007), Schwabach/Deutschland (26. Juni 2009) sowie ein Bekleidungsgeschäft in Lindau/Deutschland (27. Juni 2009). Nach einem weiteren Juwelier-Raub am 8. Juli 2009 in Würzburg/Deutschland nahmen deutsche Polizisten den Rumänen im Zuge einer Alarmfahndung fest. Das Landesgericht Kempten verurteilte ihn in der Folge zu neun Jahren Freiheitsstrafe. Auch einige seiner Komplizen fassten insgesamt mehrerer Jahre Freiheitsstrafen aus.
Auch Juwelier-Raub in Graz geklärt
Durch die nun ermittelten Details gelang steirischen Kriminalisten auch die Klärung des genannten Juwelier-Raubs in Graz. Dass dieser auch auf das Konto des Rumänen und seiner Komplizen gehen soll, war zum Zeitpunkt der Verurteilung in Deutschland noch nicht bekannt. Ein neuerliches Verfahren bei Gericht oder Zusatzstrafen für die Tatverdächtigen sind dennoch nicht zu erwarten – der haupttatverdächtige Rumäne ist bereits im Dezember 2016 verstorben. Für die Opfer derartiger schwerer Straftaten zeigt dieser Fall dennoch einmal mehr: „Die Polizei gibt niemals auf, wenn es um die Klärung von Straftaten geht!“